Vertrauen hat enorme Vorteile: Es reduziert Komplexität.
Der Preis von Vertrauen: Es macht verwundbar.
Soweit die logische Definition. Vertrauen ist jedoch auch etwas dynamisches. Es kann sich gegenseitig aufbauen und abbauen.
So können Forschungsresultate interpretiert werden, die auf den ersten Blick gegen die Intuition sind. Menschen mit hoher Vertrauensneigung:
- haben eine realistischere Vorstellung von ihrem Gegenüber, als Menschen mit tiefer Vertrauensneigung (Searle, Weibel, & denHartog 2010)
- werten effektiv weniger "über den Tisch gezogen" (Pillutla et al, 2003)
Die Interpretation ist folgende: Vertrauen ist etwas wertvolles. Wer Vertrauen erhält, versucht vorsichtig damit umzugehen und dem geschenkten Vertrauen gerecht zu werden. Man "mag" solche Personen und versucht ihnen zu gefallen. Umgekehrt reizt uns Misstrauensvorschuss, die Grenzen auszutesten. Man "mag" solche Personen nicht und versucht sie seinerseits über den Tisch zu ziehen.
Es ist schlicht und einfach auch ökonomisch sinnvoller, mit Vorschussvertrauen durch die Welt zu gehen. Logisch wird man in einem von 10 Fällen über den Tisch gezogen. Aber:
- man vergiftet auch die 9/10 gesunden Fälle mit Misstrauensvorschuss.
- wenn man misstraut, wird man noch öfter über den Tisch gezogen (siehe oben).
Ich mache nur schriftliche Verträge, wenn es nötig ist (z.B. bei sehr langfristigen oder sehr diffizilen Abmachungen). Ansonsten setze ich konsequent auf Vertrauen.
Literaturverweise