Nervt der Mitarbeiter? Tut er nicht, was er tun müsste? Verhält er sich unangebracht?


Hier ist ein Schlüssel für wirksame Führung in dieser Situation:


Das Intuitive Verhalten ist hier falsch!

Viele Führungskräfte bewegen sich im blau markierten Bereich. Das ist fatal für ihre Führungswirkung!



Viele Führungskräfte führen so:

- Wenn etwas passt (Positive Inhalte), Loben sie.

- Wenn etwas nicht passt (Negative Inhalte), tadeln sie.


Sie bewegen sich also auf der blau markierten Diagonale. Fatal für ihre Führungswirkung ist: Sie passen ihr Beziehungsangebot den Inhalten an. Positive Inhalte --> Positive Beziehung. Negative Inhalte --> Negative Beziehung.


Loben ist Gift. Tadeln ebenso. Wieso ist weiter unten ausgeführt.


Wirksam Führen: Schonungslos UND Wertschätzend

Die Arbeitsbeziehung ist eine der wichtigsten Beziehungen im Leben. Wenn sie positiv ist, hilft das allen. Der Organisation und den Mitarbeitenden. Diese Beziehung zu gestalten ist eine Führungsaufgabe. Einige Führungskräfte verstehen dies intuitiv, und vermeiden negative Inhalte. Dies führt in die Kuschelfalle.


Der Schlüssel ist: Negative Inhalte mit einem positiven Beziehungsangebot anzusprechen.


Dies ist nicht ganz einfach, denn es ist eine Haltungsfrage. Wenn es gelingt, ist es jedoch unglaublich wirksam. Wie man zu dieser Haltung kommt ist individuell. Hier sind mögliche Schritte skizziert:


1) Grundwerte: Ein Wert, der in der persönlichen Wertehierarchie weit oben kommen sollte ist, anderen Menschen ihre Meinungen und Überzeugungen zu lassen. Wer das Gefühl hat, er sei schlauer als seine Mitarbeitenden, landet unweigerlich in Lob und Tadel. (Achtung: Werte haben wenig zu tun mit dem, was man sich rational zurechtlegt. Sondern mit dem, was man in schwierigen Situationen effektiv tut). 


2) Unverhandelbares: Wie weit gehe ich, um meine Ziele zu erreichen? Wer seinen Zielen alles unterordnet, landet ebenfalls im Lob und Tadel, oder sogar im Destruktiven. Zu einer Wirksamen Haltung gehört so etwas wie eine rote Linie.


3) An Menschen glauben: Negatives kann verletzen. Wieso sollte man es ansprechen? Dann noch schonungslos? Und wie kann man gleichzeitig wertschätzend sein? Ganz einfach: Wer an Menschen und ihre Weiterentwicklung glaubt, kann gar nicht anders! Wahrer Respekt bedeutet: Dem Vis-à-vis die eigene Wahrnehmung schonungslos zuzumuten. Weil man will, dass die Person daran wächst. Es ist doch respektlos, jemanden nichts zu sagen, wenn er in meinen Augen etwas falsch macht. So halte ich die Person dumm.


Um wirksam Feedback zu geben braucht es so eine ähnliche Haltung. Gutes Feedback besteht zu 80% aus Haltung und zu 20% aus Methodik.


Fazit

Die Arbeitsbeziehung ist eine der wichtigsten Beziehungen im Leben. Ist sie positiv, profitiert auch das Unternehmen! 


Eine positive Beziehung ist tragfähig und auf Augenhöhe: Es darf alles ausgesprochen werden (Schonungslos). Die Interpretation, wie es wirklich ist, wird jedoch sehr sorgfältig reflektiert (Wertschätzend). Dies gibt Halt und Orientierung. Beziehungen sind wie Muskeln: Sie wachsen, wenn man sie beansprucht und verkümmern, wenn man sie schont (z.B. Kuschelfalle). 


Lob und Tadel wirken toxisch für jede Beziehung: Beides kann zwar schonungslos sein, jedoch nicht wertschätzend! Denn in beiden Fällen liegt die Interpretation, die Definitionsmacht, wie es wirklich ist, bei der Führungskraft: "Ich lobe dich, weil das war gut". "Ich tadle dich, das war jetzt keine Meisterleistung." In 90% der Fälle fühlt sich die getadelte Person ungerecht behandelt. Sie hat sich sehr wohl etwas überlegt, einfach nicht dasselbe wie der Vorgesetzte. Und in 90% der Fälle hat Lob Folgekosten: Entweder bei der gelobten Person, weil sie nicht mehr selber denkt, oder beim Team, das eifersüchtig wird.


Quellen und weiterführende Links


Die Thematik ist eng verschränkt mit wirksam Feedback geben.


Das Modell stammt von Stefan Heer / Leadnow und ist inspiriert durch eine Reihe von Quellen:

- der Begriff "Schonungslos und Wertschätzend" wurde von Armin Haas aufgeschnappt

- Dass Lob Gift ist, brachte Reinhard Sprenger auf den Punkt

- Dass man Menschen ausschliesslich auf Augenhöhe begegnen soll, entstammt dem systemischen Konstruktivismus und dessen Weiterentwicklungen: Varela, Maturana, De Shazer, Luhmann, Schmidt