Wem ich die Schuld gebe, gebe ich die Macht. (Viktor Frankl)


Selbstwirksamkeit ist das Beste, was einem im Leben passieren kann. Denn Lebenszeit ist das wertvollste, was ein Mensch hat. Selbstwirksamkeit ist, was der Mensch daraus macht.


Selbstwirksame Mitarbeitende sind das Beste, was einer Organisation passieren kann. Denn sie übernehmen Verantwortung und ziehen sich und das Unternehmen vorwärts.


Es lassen sich fünf Stufen zur Selbstwirksamkeit beschreiben. Wirksame Führungskräfte erkennen, wo sie und ihre Mitarbeitenden sind. Und sie wissen, wie sie sich und andere auf die nächste Stufe fokussieren können.


Woran merkt man es?StufeWorum geht es?
Life-Life-Balance!SelbstwirksamkeitFlow
DurchhalteparolenVerpflichtungDer Angst in die Augen schauen
Rückzug (oft Vertuschung)SchamInterne Schuldige
Hätte, würde, könnteRechtfertigungExterne Schuldige
Wieso macht GL nicht endlich?BeschuldigungSündenbockfalle




Die Stufen sind relativ gut erkennbar, sowohl bei sich selbst, als auch beobachtbar bei anderen. Eine Leitfrage kann sein: "Wo ist gerade der Fokus?"


StufeWo ist der Fokus?Führungsaufgabe
SelbstwirksamkeitAuf der WirkungFührung ist überflüssig. Wirksame Führung hat zum Ziel, sich überflüssig zu machen. 
VerpflichtungAuf der HerausforderungDruck regulieren! (Y-Achse auf LN-Navigator: Wie kann ich unterstützen? Was ist das Schlimmste, was passieren könnte?)
SchamBei den eigenen Unzulänglichkeiten (oft vertuscht - weil man hat schämt sich vor der eigenen Scham)Psychologische Sicherheit! Scham implizit oder explizit bearbeiten. 
RechtfertigungBei externen FaktorenFeedback. Psychologische Sicherheit. Was ist dein Beitrag?
BeschuldigungBei den SündenböckenFeedback. Oft muss wirksames Feedback hier recht schonungslos sein. 


Wirksame Führung lenkt den Fokus, die Aufmerksamkeit auf die nächste Stufe. 



Eine andere Darstellungsform.


Stufe

Beschreibung

Beispiel / Woran merkt mans?

Selbstwirksamkeit

Nachhaltigste Remuneration für Mensch und Unternehmen!

Wir sind bis zum Hals im Sch… aber wenn es ein Team gibt, das es schafft, sind wir das. 

Verpflichtung

“Der Angst in die Augen schauen”. 

Durchhalteparolen. Wir schaffen das. Was nicht umbringt, härtet ab. 

→ Aufgeben

Scham ist schwer auszuhalten. Nicht immer gelingt der Schritt hoch zur Verpflichtung

Kündigung, Dienst nach Vorschrift

Schämen

Wertvolles Zeichen für Verantwortungsempfinden (Reframing) 

Wird oft vertuscht! Man schämt sich fürs Schämen. Falls psychologische Sicherheit hoch ist, kann es besprochen werden. 

Rechtfertigen

Eine feinere Form der Abgrenzung. Hier lässt man durchblicken, dass es schon gut wäre, aber.

Hätte, würde, könnte…

Beschuldigen

Heftige Form der Abgrenzung durch Abwertung: Abgrenzung schafft Identifikation. Sündenbockfalle

Wieso macht die GL nicht endlich vorwärts? Die müssten doch.

→ nicht berücksichtigen

Menschen funktionieren nur, wenn sie starke Wahrnehmungsfilter haben (neurotische Verdrängung). Es gibt Millionen Dinge, die unsere Aufmerksam wollen. Der grösste Teil davon, verdrängen wir.

Kein Problembewusstsein erkennbar. 



Quellen und Hintergründe

Das Modell ist stark angelehnt an den Responsibility Process von Avery. Die Stufen entsprechen im Wesentlichen seinem Modell. Es gibt aber auch starke Unterschiede: Er beschreibt die oberste Stufe als Verantwortung (Responsibility) und beschreibt diese als "owning your responsibility to create, chose and attract."  Dagegen heisst hier die oberste Stufe "Selbstwirksamkeit". Damit wird ein starker Fokus auf die Wirkung gelegt. Es gibt eine Wirkung nach Innen: Selbstwirksamkeitserleben ist einer der erstrebenswertesten Zustände für einen Menschen. Und es gibt eine Wirkung nach Aussen: Selbstwirksamkeit dient der Organisation. 


Das Konzept ist sehr eng verwandt mit den gemeinsam mit icommit entwickelten Drei Stufen der Zusammenarbeit, mit den Stockwerken: Resignation, Zufriedenheit und Commitment. Resignation entspricht im Wesentlichen dem Beschuldigen, Rechtfertigen und Schämen. Commitment entspricht der Selbstwirksamkeit. 


Eng verwandt ist das Konzept zudem mit dem Denken von Thomas Fuchs, der sagt: "Grenzen anerkennen, ohne sich ohnmächtig fühlen zu müssen, ist schmerzlich und heilsam." Mit Fuchs könnte man sagen: An beiden Enden der Leiter lauert Ohnmacht. Unten weil die Externalisierung nicht wirkt. Oben weil auch die Selbstwirksamkeit begrenzt ist. Das Ziel ist, Selbstwirksamkeit zu erleben und gleichzeitig Grenzen zu akzeptieren.


Die hier gezeigte Darstellung ist stark geprägt von der hypnosystemischen Philosophie (Gunther Schmidt): "Was wirkt?". Diese geht davon aus, dass Realität individuell konstruiert ist. Was extrem gut wirkt ist ein kraftvolles eigenes Erleben. Da ist Selbstwirksamkeit näher als Verantwortung. Der unterste Schritt heisst bei Avery: Leugnen (denial). Dieses Label suggeriert ein bewusstes, willkürliches Ablehnen der Verantwortung, was weder gut wirken dürfte, und der Realität nicht sehr nahe kommt: Einer Realität wo Menschen 99.99% aller Informationen gar nicht berücksichtigen können. Weil es schlicht zu viele Informationen gibt. Ein gesundes Leben braucht neurotische Verdrängung, oder wirksamer ausgedrückt gute Wahrnehmungsfilter. Man kann und soll gut wählen, wofür man Verantwortung übernehmen will. Das Label "nicht berücksichtigen" drückt diese Haltung aus.