Vor gut 20 Jahren schloss ich mein Ingenierustudium ab. Es war Fachkräftemangel. Firmen wie die Siemens luden ganze Klassenzügen zum Nachtessen ein und boten gute Einstiegsgehälter. Die absoluten Traumjobs für uns waren aber der Sauber Rennstall in Hinwil, oder das Alinghi Team. Obwohl bekannt war, dass die massiv tiefere Löhne zahlen.


Wir Menschen sind kognitive Geizhälse. Das bedeutet, wir können nur auf wenige Themen gleichzeitig fokussieren.

Man kann sich die Themen wie Jonglierbälle vorstellen. Wer gut ist, schafft fünf.

Bildquelle: Buckers Bern


Auch für unser Engagement in der Arbeitswelt suchen wir uns solche Themenbälle. Zu Auswahl stehen:

  • Lohn
  • Zusammenarbeit, Vertrauen
  • Wertschätzung, Führung
  • Sinnhaftigkeit der Arbeit
  • Work-Life-Balance
  • Weiterentwicklung, Karrieremöglichkeiten


und einige mehr. Dies sind jedoch die Meistgenannten. Es ist wie beim Essen: Einige Dinge schmecken sehr verlockend, andere vielleicht weniger. Einige sind sehr gesund, andere weniger. Leider decken sich diese beiden Kategorien nicht immer. Lohn ist inetwa so attraktiv und ungesund wie Zucker. 


Daran kann man aber arbeiten und dies ist eine wichtige Führungsaufgabe. 


Führung hat einen hohen Einfluss auf die Lohnzufriedenheit

Zuerst ist es wichtig, die Bälle für sich selbst zu sortieren. Weil wirksam führen geht nur authentisch. Ein guter Start ist, die eigene Wertehierarchie zu reflektieren. Oder eine Dokumentation über Sauber, Alinghi, oder was einen auch immer begeister zu schauen. Oder Freiwilligenarbeit zu leisten und am eigenen Leib zu spüren, was die Wissenschaft sagt: Dass in der Freiwilligenarbeit Geld Motiviation schmälert. 


Wer dies für sich sortiert hat, kann seine Mitarbeitenden unterstützen, es ebenso zu tun. Wer am eigenen Leib erfahren hat, wie die Lebensfreude steigt, wenn man auf die richtigen Bälle setzt, wird leichter zum Vorbild.


Konfrontiert mit Lohnforderungen, helfen drei Schritte:

  1. Objektivieren: Natürlich gibt es auch Situationen, wo Forderungen gerechtfertigt sind. Es ist jedoch eher die Ausnahme. Lohnvergleiche innerhalb des Unternehmens haben einen viel höheren Einfluss auf die Zufriedenheit, als Vergleiche zwischen Unternehmen. Wenn zwei vergleichbare ingenieure bei Sauber ungleich verdienen, werden auch sie sauer.
  2. Gesunde "Bälle" anbieten: Sinnhaftigkeit, Weiterentwicklung, Zusammenarbeit gehören zu den gesündesten Bällen. Work-Life-Balance und Karriere sind Ego-Bälle, ähnlich ungesund wie Lohn. 
  3. Wahlfreiheit anbieten. Jeder Mensch entscheidet selbst, welche Bälle ihm wichtig sind. Menschen, denen Lohn wichtig ist, muss man aus drei Gründen ziehen lassen:

- Lohnerhöhungen aufgrund von Druck sind praktisch nie nachhaltig. 

- Sie vergiften das Arbeitsklima, denn die Lohnspirale und somit der ungesunde Fokus auf den Lohn setzt ein. 

- Wahlfreiheit verändert nicht selten den Fokus. Die Ernährung umstellen ist ja erlaubt...


Eine sehr gute Variante für 2 und 3 ist diese hier:

Du bist ein super Mitarbeiter. Wenn du mehr Lohn willst, schreibe ich dir ein Top-Arbeitszeugnis. Damit findest du in Industrien, die mehr bezahlen dein Glück. Falls du gerne mit inspirierenden Leuten in internationalen Projekten arbeitest, bist und bleibst du bei uns willkommen. (Ehem. CTO der Phonak AG)


Quellen (noch nicht verifiziert):

  • Zusammenhängen zwischen Vergütung und Zufriedenheit hängt stark ab von gesellschaftlichen Faktoren.
  • So hat Kahnemann herausgefunden, dass bei sehr tiefen Einkommen Zufriedenheit stark an den Lohn gekoppelt ist. Wer arm ist, für den ist jeder zusätzliche Franken pures Glück. Bei hohen Einkommen flacht der Zusammenhang ab und wird sogar negativ.
  • Wehner hat bei Studien über Freiwillige herausgefunden, dass Vergütung einen negativen Einfluss auf deren Motiviton hat.